Sanibel (Florida)

08. Oktober

Wenn ich nicht gerade nach der richtigen Ausfahrt von einem Highway suche, beschäftige ich mich mit der Suche nach Dingen in meinem Hotel-Zimmer. So beginnt der Tag, so endet er. Das ist nicht wirklich originell, ich hatte mir ein Leben aus dem Koffer auch anders vorgestellt.

Ich suche meine Aufzeichnungen, ich suche meine Türschlüssel, meine Autoschlüssel; ich kann mir keine Namen merken, ich vergesse, was ich sagen wollte, ich bringe alles durcheinander. Nie ist Schluss. Ich bin es müde, ich hasse das. Es ist so sinnlos. Es kostet so viel Zeit.

Jetzt etwa suche ich gerade mein T-Shirt. Aus Gründen der Überschaubarkeit bin ich dazu übergegangen, jeden Tag dasselbe zu tragen; ich will es waschen, es kann nicht weit sein; der Raum ist vier mal fünf Meter groß – und außer zwischen Bett und Bad habe ich mich nicht groß bewegt. Um mich zu bestrafen, schreibe ich. Ich hoffe, dass sich das Problem so selbst erledigt; das mache ich jetzt immer so.

Kürzlich blinkte in meinem Auto auf der Armatur ein gelbes Lämpchen; ich wartete, irgendwann ging es wieder aus. Heute morgen konnte ich im Frühstücksraum die Butter nicht finden. Ich hatte sie nicht verloren, so weit kam ich gar nicht, da war nur keine keine; ich aß meinen Bagel stattdessen trocken, und als ich damit fertig war, fiel mein Blick auf die Schale mit der Butter; vielleicht war es ein Test, sie stand auf meinem Tisch. Ich tanke, ich lasse die Tankklappe offen. Ich packe meinen Koffer ein, ich packe ihn wieder aus, ich verlaufe mich nach 500 Metern; Alzheimer mit Mitte 40 ist möglich.

Ich könnte Hilfe holen.
Es ist nicht immer einfach.

Alzheimer mit Mitte 40 ist möglich: offene Tankklappe.

Und jetzt: Werbung.

Für Sanibel.

Eine Kollege schrieb: „Das ist eine kleine Insel vor Fort Myers mit einem kleinen Naturreservat (sehenswert) – und einem Strand, an dem du Millionen der schönsten Muscheln findest. Das ist wirklich wunderschön.“
Recht hat her. Außerdem: Stille. Weiter Himmel. Luftfeuchtigkeit: gefühlt etwa 100 Prozent. Mit Glück: Schildkröten gucken. Ansonsten: Mehr Sonnenbaden als Party.
Das ist nicht recherchiert, Bauchempfinden.

Schlafen? Wherever you want; Unterkünfte sind reichlich vorhanden.
Getestet: Island Inn (www.islandinnsanibel.com), Mittelklassehotel, weniger für Familien und Singles geeignet. Bauarbeiten 7 Uhr morgens;  wenn schon, denn schon.

Nachtrag:

T-Shirt wieder aufgetaucht; bei Bedarf: Gegen Honorar trete ich mit dem Trick auf.