Goblin Valley State Park und Crystal Geyser (Utah)

Goblin Valley State Park und Crystal Geyser (Utah)

14. Dezember

Es läuft nicht rund, auch nicht auf die letzten Meter.
Zettel mit Kugelschreiber neben das Bett gelegt, im Dunkel der Nacht Stichwörter notiert, nichts Großes, keine Kunst, woher auch, Hilfswörter eben, von denen ich dachte, ich könnte sie am Morgen gebrauchen. Der Morgen kam, auf dem Zettel – nichts.
Ich hatte die Mine nicht aus dem Kugelschreiber gedrückt, jetzt weiß ich nicht mehr, was ich tun, was ich schreiben, was ich sagen wollte.

Später im Badezimmer der Versuch, zu duschen. Wasserhahn rechts gedreht. Keine Reaktion. Links gedreht. Nichts. Gedrückt, gekippt, nach Schaltern, Knöpfen gesucht, nada. Zimmermädchen gerufen. Wasser läuft.
Die Experimente am Affen können sie sich künftig sparen. Her mit der Banane.

Das Aufbauendste bisher an diesem Morgen. Sonne. Warm. Gleißend. Endlich.
Das Leben ist zu kurz für solch einen Unsinn.
Noch zwei Wochen Urlaub. Zeit genug, die Sache in den Griff zu bekommen.

Der Wasserhahn muss gezogen werden.

Gerade in der Hotel-Broschüre gelesen:

„Safety procedures: Earthquake, Hurricans, Tornados: If you are in your room, go to the bathroom, close the door behind you, and get into the tub or shower. Stay there until the shaking stops.“

Interessant. Im Fall eines Atomschlags haben sie uns in der DDR empfohlen, die Fenster weiß zu streichen oder mit Sand zuzukippen. Die Zeit, die einem bliebe, fand ich damals einigermaßen überzogen; auch jetzt kommen mir Zweifel.
Sich während des Erdbebens im fünften Stock eines Hochhauses in die Wanne legen? Schätzungsweise geht es so aus, wie man es sich vorstellt.
Und wieso steht das überhaupt auf dem Zettel? Beim Einchecken war davon nicht die Rede.

Und jetzt: Werbung!

Für Goblin Valley State Park – und Crystal Geyser. Alles im Südosten Uthas gelegen – im großen einsamen Desert.

Goblin Valley State Park: Wind und Wasser haben im Laufe von Millionen Jahren aus dem Sandstein des Tales Figuren geformt, die an riesige Pilze erinnern. Die Einheimischen behaupten allerdings, es handelt sich dabei um Geister.
Dazu: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/goblin-state-park-in-utah-felsenschubser-erhalten-morddrohungen-a-928868.html
Infos: www.stateparks.utah.gov/park/goblin-valley-state-park

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Goblin Valley State Park

Und: Crystal Geyser nahe Green River – ein Kaltwassergeysir. In den 30er Jahren suchte man in dieser Gegend erfolglos nach Öl. Damals entstand eine etwa 800 Meter tiefe Probebohrung, dieses Bohrloch bildet den heutigen Crystal Geyser, der unregelmäßig – in acht bis 22 Stunden Intervallen – ausbricht.
Infos: http://en.wikipedia.org/wiki/Crystal_Geyser

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Crystal Geyser

Zuletzt getroffen

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Dennis. Dennis (66) ist nicht nur – was man auf dem ersten Blick kaum vermutet –
Mormonen-Bischof; der Mann jagt Pumas; er ist Mountain-Lion-Hunter. Im ganzen Staat Utah soll es 4000 Pumas geben; nach seiner Aussage eindeutig zu viel. Sie reißen die Schafe der Bauern, sie kämen den Menschen zu nah. Auf Dennis‘ Konto dürften inzwischen ein paar Dutzend gehen. Sie zu jagen, ist ebenso erlaubt wie das Schießen von Bären, allerdings nur innerhalb einer ausgewiesenen Saison. Und die ist gerade.

Außerdem:

Terry und Lee. Die beiden passen wie die Faust aufs Auge. Sehr lustige Gesellen.

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Terry (66, li.) hat bis zu seiner Rente als Elektriker gearbeitet – und sein Freund Lee ist Cowboy. Mit Kühen und Pferden, wie man das aus Filmen kennt. Lee hat vier Söhne und eine Tochter; der älteste hat seine eigene Farm, der jüngste übernimmt gerade die Farm des Vaters. Zwei Hochsympathen mit Sinn für Humor. Etwas verstört allerdings reagierte Lee, als ich ihm erklärte, dass ich in meinem Leben nie geritten bin – und es auch nie gelernt habe. „Du verpasst was. Nämlich eines der schönsten Geräusche. Wenn der Wind durch die Ohren des Pferdes streicht.“
Dass der Mann auch noch Gedichte schreibt, hat mich dann doch sehr überrascht.

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Der dichtende Cowboy.

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Marion und Lee und ein Gedicht. Er hat es einem verstorbenen Freund gewidmet:

Riding

Riding in the winter or riding in the spring, it seems that when I’m riding my very soul doth sing. Riding in the summer or riding in the fall, to me a life of riding is the grandest of all. Riding across Sinbad with the grass beneath my feet, and I gaze out over the skyline where the earth and heaven meet. My mind it is so carefree, my thoughts be far away.  Before you know it, its sundown. Its much too short a day. Riding out across the buckhorn with the blazing sun so hot. Where the sand is always shifting, never holds the self same spot. But when I reach the river and I find shade and rest, I realize my life of riding is the one I love the best.. Riding up on east mountain, tis then life sure is sweet.  The wildflowers without number seem to kiss my horse’s feet. I can hear the water laughing as it leaps from stone to stone. I feel as if I’m riding in a world that’s all my own. Riding up through Joe’s Valley with my horse between my knees, where the air is cool and fragrant, tempered by the gentle breeze. I can hear the wild birds singing.  Songs of love they do sing. I wouldn’t trade my life of riding for the life of any king. And when my work on earth is through and that pale horse waits outside, and I must take that one-way trail across the great divide, And when I reach the summit and the home ranch comes in view, I hope the Lord will say to me „I’ve got a riding job for you“.

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Terry schreibt keine Gedichte, dafür bastelt er. Die Plastik ist ein Geschenk; der Baum besteht aus Kupfer – Elektriker eben.
Außerdem kennt er sich wie kaum ein anderer in der Gegend aus.
Infos: ww.oldutahtrails.com

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Geschenk – aber wie damit nach Deutschland?