Reno (Nevada)

Reno (Nevada)

05. Dezember

Besondere Vorkommnisse: Handschuhe gekauft.
Wer noch ein Mal jammert, früher waren die Winter besser, kälter, härter oder ähnlicher Quark, dem kündige ich die Freundschaft. Mir reicht’s, jetzt schon. Minus 18 Grad  – gegen meinen Willen, und dann nur Turnschuhe. Ich weiß nicht, was die hier mit dem Wetter machen, ist mir rätselhaft. Einen Tag Sommer – fünf Autofahrtstunden später tiefgekühlte Luft als müsste man mal eben Sibirien simulieren. Bei solchen Temperaturen sollte man Zuhause vor Glühwein sitzen und sich nicht mit Schönwetterreifen (!) – hallo Autovermietung – durch die Berge tasten.
Protokolliere: Brauche dringend Eiskratzer. Und Stiefel. Und Mütze. So schnell wie möglich. Wärme gecancelt. Nicht meine Idee.

Zuletzt getroffen

Mark. Mark Licciardo. Wunderbarer Name. Klingt nach Sommer, leichter Bluse, leichtem Wein, klingt italienisch, ist es auch. Marks Vorfahren, väterliche Seite, haben sich vor langer, langer Zeit von Sizilien aus ins ferne Amerika aufgemacht. Seine Mutter allerdings stammt aus Hawaii – und Mark sagt, von ihr habe er seine ruhige Art. Ruhig allerdings trifft es nicht ganz. Ich habe eine vierstündige Autofahrt an seiner Seite in weitgehender Stille verbracht. Mark sagt, er redet nicht gern; ich kann das bestätigen. Er stammt aus Kalifornien, lebt aber seit 12 Jahren in Reno (Nevada). Früher war er Feuerwehrmann, dann hat er sich bei einem Unfall im Dienst den Rücken verletzt. Den Jahren der Reha folgte die Rente, die Scheidung, das Übliche. Dann machte er seinen Helikopterführerschein. Gerade verkauft Mark seine Wohnung. Sein Plan: Im Winter und Herbst reisen und italienisch lernen. Im Sommer und Frühjahr: Zurück in die USA, beim Feuerlöschen helfen.

Mark kenne ich aus Deutschland von meinem Lieblingssprachkurs (www.englischhausen.de – übrigens mit neuem Programm); zusammen haben wir drei Tage in Reno verbracht. Lake Tahoe. Automuseum. Bar-B-Q. Casino. Zehn Dollar habe ich für ihn gewonnen – und selbst 15 verloren; klar.
An unserem ersten Abend wollte ich von ihm wissen: „Wie alt bist du eigentlich?“
Er sagte: „Heute 52.“
Wie gesagt, er macht nicht viele Worte.

renonevada
Mark – kein Mann großer Worte, aber guter Mann.

Und jetzt: Werbung!

Für Reno.

Reno ist keine Stadt, die einen mit Schönheit erschlägt. Für sie allerdings spricht: die Nähe zum Lake Tahoe – und überhaupt die Lage nahe der Sierra Nevada. Die meisten Touristen, die sich hierher verirren, kommen allerdings wegen der Casinos. Gambling. Von morgens bis abends. Von abends bis morgens. Sehr gewöhnungsbedürftig. Was ich gelernt habe: Wer ins Casino kommt und spielt – bekommt die Getränke frei. Für viele ein Grund, den kompletten Tag dort zu verbringen. Rauchen ist auch erlaubt.
Und gelernt habe ich: Wer in Nevada lebt, muss keine Steuern bezahlen und kann eine oder mehrere Waffen besitzen. Und nicht nur das: Er kann sie im Auto spazieren fahren – geladen und ungesichert. Ist nicht recherchiert, trotzdem: Irre.

Wo schlafen?

Getestet: Hotel Atlantis. Auch hier gilt: Den ersten Eindruck (Casino) ignorieren, ist ein wirklich gutes Hotel. Großzügige, nicht teure Zimmer mit unglaublichem Ausblick über die Stadt.
Infos: www.atlantiscasino.com
Nachtrag:  Habe ich wirklich „großzügig“ geschrieben? Schreckliches Wort. Zimmer sind trotzdem gut.

Außerdem:

Dringend ins: National Automobile Museum.
Wunderbare Autos, wunderbare Geschichten.
Unter anderem über das erste Autorennen „Rund um die Erde“ (1908). Von New York über Alaska nach Japan, Russland, durch Deutschland nach Paris. Drei Teams kamen tatsächlich nach fünfeinhalb Monaten und unglaublichen Strapazen (ungefestigte Straßen, Regen, Schlamm) an. Gewinner waren die – tja- Amerikaner, ihr Wagen steht in der Ausstellung.
Infos: www.automuseum.org

1907 Thomas Flyer

Wagenreno

Wagenreno1

Wagenreno2

 

Der Song zur Stadt