Irgendwo in New Mexico

Irgendwo in New Mexico

13. November

Ich erwähnte es schon: ich fahre ein neues Auto. Jetzt also Chevrolet. Solide. Spießig. Sicher. Dem Alter entsprechend. Es ist nicht so, dass ich den Wagen nicht mag; er ist mir egal. Wie es aussieht, bin ich dabei, ihn zu kaufen.

Um für meine Reise flexibel zu sein, hatte ich in Deutschland einen Vertrag mit einer Leihwagenfirma gemacht. Es handelt sich dabei um Sunnycars; das Unternehmen bekam sehr viel Geld von mir; ich dachte, damit wäre die Sache erledigt. Dann landete ich in Atlanta, ging mit meinem deutschen Zettel zum amerikanischen Partnerhändler; National in diesem Fall – und seitdem verbringe ich meine Tage nicht mehr mit Reisen; ich habe dafür keine Zeit mehr. Ich schreibe Beschwerdebriefe. Ich telefoniere. Ich schreibe Beschwerdebriefe. Deutschland sagt, reden Sie mit Amerika, Amerika sagt, reden Sie mit Deutschland. Ich stecke in tiefen diplomatischen Verwicklungen – und immer wenn ich denke, jetzt wird alles gut, geht es wieder von vorne los.

Ich will kein Auto kaufen. Ich will meine Ruhe. Ich will, dass alles wie früher wird.

Der Tag, an dem ich in Atlanta mit meinem Blut unterzeichnete, war einer meiner ersten in der großen weiten Welt; ich war aufgeregt; die Frau an der National-Kasse war freundlich, sie umschmeichelte mich, sie lachte, sie sah nett aus, sie nannte mich Darling; sie redete und redete, ihre Worte umkreisten mich, am Ende setzte ich meine Unterschrift unter ein Stück Papier. Seitdem bucht National von meinem Konto jeden Monat ein paar Hundert Euro ab. Sie sagen, es seien die Leihgebühren, ich sage: das ist Betrug. Sie sagen, das sei die zusätzliche Versicherung, die ich abgeschlossen hätte. Ich sage: das ist Betrug. Sie sagen, es seien die Winterreifen. Ich sage, ich habe keine Winterreifen. Am Ende heißt es immer: Es uns leid. Dann legen Sie auf.

Ich weiß nicht, wie es weiter geht.
Ich habe meine Seele an den Teufel verkauft.
Ich werde bis ans Ende meiner Tage in einer spießigen Kiste durch Amerika fahren müssen.
Ich hab’s versaut.

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Die einen kaufen Souvenirs, die anderen kaufen Autos. . .

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Für immer und ewig.