Albuquerque (New Mexico)

Albuquerque (New Mexico)

14. November

Man sitzt in einem Restaurant, möchte eigentlich nur eine Kleinigkeit essen, aber dann fällt dieser Satz – „Mein Name ist Jill, ich bin heute für Sie zuständig“, – und man weiß: es geht wieder los. Man wird nervös, bekommt feuchte Hände, hat Angst, zu versagen.
Die Kellnerinnen heißen natürlich nicht immer Jill; die Männer erst nicht, aber der Ablauf ist immer der Gleiche.

What would you like to drink?
Coffee? Tea? Beer? Wine?
What would you like to eat?
How do you want your eggs?
Scrambled? Boiled? Fried?
Sunny-up? Over? Over-medium? Over-wel?
What kind of toast?
White? Wheat? Rye? Brown?
Steak? Rare? English? Rare Medium? Medium ?
Fries? Baked Potato? Hash Browns? Potato Wedges? Mashed Potatoes?

Es ist wie bei einem Verhör. Es macht mich ganz fertig.

Letztens bestellte ich einen Salat, weil ich dachte, ich könnte mich damit aus der Affäre ziehen. Aber dann zählte Jill die verschiedenen Sorten Dressing auf; ich hätte es besser wissen sollen – und das einzige, was ich verstand, war „Mustard“. Also sagte ich am Ende ihrer Aufzählung möglichst beiläufig: „Mustard.“ Alle am Tisch verstummten, als hätte ich einen schlechten Witz gemacht, niemand lächelte; Jill guckte mich fragend an.

„Mustard“, wiederholte ich etwas leiser, ich hätte schwören können, sie hatte etwas mit Mustard gesagt, aber es reichte wohl nicht. „Mustard?“ Jill wusste nicht, wovon ich redete; sie wartete auf eine Antwort, sie wollte ihre Arbeit machen, die Uhr tickte, der Schweiß ran. Und während ich darüber nachdachte, wie peinlich das eigentlich war, nur mit dem Wort „Senf“ zu antworten als leide man unter einer Art Tourette-Syndom, half mir eine Freundin am Tisch aus der Patsche.

Ich habe in meinem Leben schon häufiger einen Salat bestellt. Ich bin Mitte 40. Ich bin mir sicher: Ich kann das.

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Und jetzt: Werbung!

Für Albuquerque!

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Größte Stadt in New Mexico. Laut Wikipedia 450 000 Einwohner.
Zu sehen: Jede Menge mexikanisches und indianisches Leben.
Und wo Indianer sind, gibt es auch jede Menge Spiel-Casinos.

Außerdem:

Indian Pueblo Cultural Centre. Mit angeschlossenem Museum. Und Restaurant.
Infos: www.indianpueblo.org

Sandia Mountains. Der höchste Berg dieses Gebirgszuges ist der Sandia Crest mit 3255 m Höhe. Geben soll es dort angeblich: Klapperschlangen, Bären, Puma (-oder heißt es Pumas?) – Ich habe nichts davon gesehen.

Wo schlafen?

Vielleicht in Rio Rancho, direkt neben Albuquerque gelegen.
Bekannte von Bekannten haben mir dort freundlicherweise ihre Wohnung zur Verfügung gestellt. In der Community leben hauptsächlich Senioren, sie treffen sich mehrfach die Woche zum Kartenspielen, ich war eingeladen – und habe am Ende: verloren!

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Spiel-Profis.

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Neben mir: Doris. Doris stammt aus Kanada; ihr Mann war Amerikaner, jetzt lebt sie in Rio Rancho, weil das Klima angenehmer als in Kanada ist und sie näher bei ihrer Tochter sein wollte. Doris ist 89 Jahre alt, hat das feingeschnittene Gesicht einer Aristokratin – und mancher sagt: „She looks sweet but she is tricky.“
Das Spiel lautete: „Wilde Carte“  – und ist in etwa mit Canasta vergleichbar.