Clarksdale (Mississippi)
01. November
Nichts ist wie es scheint – und es kommt anders als man denkt, um hier mal ein paar subtile Weisheiten zu zitieren. Aber es ist später Abend; da fällt sowas nicht auf. Außerdem passt es gerade gut. Zu Clarksdale etwa, ein Ort in Mississippi.
Der erste Impuls: Das meinen die nicht ernst.
Bretterbuden, zerfallenen Häuser, 200 000 Seelen-Städtchen. Was soll ich hier?
Zwei Tage später:
Werbung für Clarksdale!
Aus Überzeugung.
Ein Ort mit großer Blues-Tradition. Irgendwie waren sie alle hier auf dem Weg vom Norden in den Süden, auf dem Weg zum großen Erfolg: John Lee Hooker, Muddy Waters, Ike Turner, Sam Cooke, and John F. Kennedy, Jr.. Und geschlafen haben sie alle im Riverside Hotel, im Schwarzenviertel gelegen; heute, nun ja, kein 5-Sterne-Hotel – aber wer hier absteigt, der kommt nicht wegen der Facilities, der kommt wegen des Spiritis, wie es so schön heißt.
Es ist ein guter Platz. Sagen die Einheimischen. Es sei hier besser zu leben als an jedem anderen Fleck auf der Welt. Weil die Leute offen und ehrlich seien.
Es ist ein guter Platz. Sagen die Besucher. Weil es die Südstaaten von ihrer authentischsten Seite zeige. „Und wussten Sie“, schreibt man mir aus Deutschland, „dass das weiße Bürgertum von Clarksdale auch in den düstersten Zeiten niemals den Clan in der Stadt geduldet hat? Die mussten schön draußen bleiben.“
Also: Herkommen. Der Stadt Zeit geben. Sich Zeit geben. Leute kennen lernen.
Zum Beispiel: „Zee“. Eine Seele von Mensch: Ihr richtiger Name: Zelena La’Rita Ratliff. Sie leitet das Riverside Hotel, seit ihr Vater im April verstorben ist. Kümmert sich wie eine Mutter; herzlich, interessiert, zuverlässig.
Oder: John Rusky, „the Mississippi Man“. Gibt mit seiner Quapaw Canoe Company schwierigen Jugendlichen eine zweite Chance; außerdem kennt keiner den Mississippi besser als er.
Oder: John Magnusson, mit schwedischen Vorfahren; stammt aber aus New Jersey. Ist – wie so viele – ursprünglich wegen der Musik nach Clarksdale gekommen; arbeitet in einem Record-Studio. Außerdem gehört ihm die Squeeze Box. Er sagt: „Clarksdale ist auf einem Weg, wieder richtig mitzumischen.“
Wo wohnen:
Natürlich im Riverside Hotel. Wenigstens eine Nacht. Ich habe sie in Raum 6 verbracht, im Zimmer von Muddy Waters. Waters war damals noch ein junger Mann; er war Straßenmusiker und hat an der Ecke Second Street Musik gemacht.
Adresse: 615 Sunflower Ave, Clarksdale, MS 38614
Telefon:(662) 624-9163
Zweite Nacht:
In der Squezze Box. Kleine Wohnung Downtown. Das Interieur hat sich John von überall zusammengesucht – und mit Künstlern der Region ein sehr cooles Ambiente geschaffen.
Infos: www.squeezebox.bz/Reservations.html
Außerdem:
Zum B. B. King Museum nach Indianola. 1,5 Stunden Fahrtzeit – kann man gut auf dem Weg nach New Orleans einbauen.
Infos: www.bbkingmuseum.org
Hallo Guten Morgen Da ich auch gerade in der Planung einer Südstaaten Reise bin, verfolge ich ihre Reise aufmerksam , um noch einige Anregungen zu bekommen.
Vo Memphis bis nach New Orleans die 61 runter ist eines der Teilstücke. Heute ist mir aufgefallen, dass Clarcsdale nur ca. 18 000 Einwohner hat.
Herzliche Grüsse
Klingt wirklich gut.
Der Stadt Zeit geben. Sich Zeit geben. Leute kennen lernen…
Ich beneide dich immer mehr. Bei all der Hektik und dem Trubel der heutigen Zeit geht es anscheinend wirklich. Dem Druck nachgeben und mal aussteigen. Sich Zeit nehmen und geben.
Nehme mir jeden Tag die Zeit, deinem Blog weiter zu folgen. Inspiration ist auch schon ein Anfang.