Irgendwo in Mississippi
31. Oktober
Ich hatte eine siebenstündige Autofahrt hinter mir, ich war hinreichend erledigt, ich nahm ein Bad und ich dachte, den einen Anruf, den machst du noch; ist ja nicht ganz unwichtig.
Nur: Mein Telefon funktionierte plötzlich nicht mehr.
Und was dann folgte, wurde zur größten Herausforderung meiner Reise bisher.
Vor vier Wochen war ich in Atlanta in einen Telefonladen spaziert, um mir eine US-Sim-Karte für mein Handy zu besorgen. Alles lief gut, alles schien sorglos, was ich aber nicht wusste: ich hatte den Vertrag nur für einen Monat abgeschlossen, der lief heute aus; und wollte ich künftig weiter telefonieren, musste ich ihn verlängern – per Telefon.
Kennen Sie das? Dieses Gefühl kompletter Hilflosigkeit? Nicht mehr weiter zu wissen? Aufzugeben?
Ich war soweit.
Ich war soweit irgendwo zwischen den Sätzen: Wir verbinden Sie weiter. Drücken Sie Taste 1. Wie heißen Sie? Wo wohnen Sie? Wie heißt Ihre Mutter? Wo sind Sie geboren? Wie lautet Ihr Passwort? Wie lautet Nummer Ihrer Kreditkarte? Wann läuft sie aus. . . es wollte nicht enden. Bitte buchstabieren Sie, please, spell.
Ich meine: ich heiße nicht Sue Winter, und ich bin nicht in Boston geboren. Meine Name ist Marion Hahnfeldt, ich wohne in Lübeck in einer Straßen mit sehr langem deutschen Namen, meine Mutter heißt Monika-Ursula-Helga Hahnfeldt, mein Vater heißt Jörg-Michael-Peter Hahnfeldt, ich kann mir Passwörter schlecht merken, ich kann mir genaugenommen gar nichts merken; ich bin ein Ossi, ich habe in der Schule kein Wort Englisch gelernt. Zwischendurch fragte ich mich: Brauchst du wirklich ein Telefon? Kein Mensch braucht heute ein Telefon.
Heute ist der Vorabend zu Halloween; überall feiert die amerikanische Welt.
Ich sitze hier. Ich zittere immer noch. Ich schwitze.
Irgendwann hatte ich es geschafft.
Und morgen?
Gehe ich zur NSA – und klär‘ mal das Ganze.
Und zur Strafe:
Kurzer Mitschnitt amerikanischer Kultur: Oktoberfest in Helen (Georgia).
Ein Freund hat es für mich bei youtube platziert. Zufällig heute. Trifft sich gut.
Dafür richtig gut: Autofahrer-CD der Woche
Johnny Cash. American IV: Ain’t no grave. Und daraus vor allem: Ain’t no grave. Hoffe, dass es mit youtube in Deutschland funktioniert.
Ich mal wieder, auch Ossis hatten Englisch (auf Rügen). War zwar kein Pflichtfach, aber wir sind dafür Nachmittags gerne zur Schule gegangen. Ich erinnere mich auch gerne an die Sendung “ English for you“. 😉
Das Video ist ja der Hit. Warum bist du nicht da geblieben???? Der Ami versteht es einfach zu feiern!
Ich weiß ja nicht . . .
Lol, Oktoberfest-line-dance! Über Geschmack lässt sich zwar streiten, aber man muss es positiv sehen: mal was anderes!
Das Video – cool! Muss ich sofort runterladen! Brauch ’ne Anleitung für den Oktoberfest-Dance!!! Boogie-Woogie…