Irgendwo in Arizona

22. November

Es tut gut, eine Entscheidung getroffen zu haben; ich bin in Richtung Grand Canyon unterwegs, dazu später mehr. Jetzt nur so viel: Ich habe mich für die längere, aber einsame Route von Tucson entschieden. Über Globe, Payson in den Norden Arizonas, 8 Stunden. Passiert dabei: Lake Roosevelt, Apachenland. Kein Mensch weit und breit. Unfassbar schön. Unfassbar leer. Wo stecken die alle?

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Einsam. Und: Nochmal einsam.

Zuletzt getroffen:

Robert. Robert ist 43 Jahre alt: er ist so etwas wie ein Ernährungs-Profi. Er hat in Tucson sein eigenes Fitness-Studio; er ist Personal-Trainer, er sagt: „Ich habe gut zu tun.“ 60 Prozent der Amerikaner seien übergewichtig; das Gros dabei: sozial schwach; für South Arizona bedeutet das: hauptsächlich Mexianer. Wer Robert bucht, bezahlt umgerechnet 50 Euro die Stunde; das ist nicht wenig Geld, aber dennoch ist er ausgelastet. Vor allem Frauen zählen zu seinen Kunden; Frauen im fortgeschrittenem Alter. Wer sich mit Robert unterhält, bekommt nicht nur ein schlechtes Gewissen, man lernt die Basics gesunder Ernährung. Punkt 1: Wer abnehmen will, muss weiter als über eine Mahlzeit hinaus denken. Punkt 2: Wer abnehmen will, sollte mexikanisches Essen meiden; zu viele Kohlenhydrate. Punkt 3: Gewohnheiten ändern.
Das alles ist nicht neu, aber sich ausgerechnet in Amerika über gesunde Ernährung zu unterhalten, hat seinen Reiz. Übrigens: Getroffen haben wir zum Lunch – beim Mexikaner.
Falls Robert nicht gerade im Studio sitzt, organisiert er Wandertouren – durch Amerika, durch Europa.
Infos: http://laposadatravel.com

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Marathonläufer. Schwimmer. Phyiotherapeut: Robert in Position.

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Stammkundschaft: Shirley (78) und Chris (68) – beides ehemalige Grundschullehrerinnen.

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Kilogramm können das ja wohl nicht sein, oder? Ich muss dringend nach Hause. . .

Jon ist fitter als viele andere seines Alters – und er ist Experte auf dem Gebiet, Häuser aus Stroh zu bauen. Die Traditon stammt ursprünglich aus der Mitte Nebraskas, 18 Jahrhundert. Als Jon vor 25 Jahren anfing, in dem Stil zu bauen, war er amerikaweit quasi der Einzige. Inzwischen hat mehr als 40 Häuser verwirklicht; und um sein Wissen weiter zu geben, ist er bis in die Mongolei gereist. „Eine Jurte“, sagt er, verliere 60 Prozent ihrer Energie aufgrund der Konstruktion – nicht so ein Strohhaus:  „Stroh hat viele Vorteile. Energetisch – und ökologisch.“
Mit Jon zu sprechen, gleicht einem Lehrgang in Handwerks-Geschichte – und Politik. Er ist vor mehr als 40 Jahren aus Milwaukee (Wisconsin) nach Tucson (Arizona) übergesiedelt – ursprünglich wegen der Liebe, heute aus Überzeugung. Er erklärt: „Tucson wählt demokratisch.“ Phoenix, Hauptstadt Arizonas – und nur ein paar Kilometer weiter nördlich gelegen, sei dagegen in Hand der Republikaner. „Da sitzt das Geld – und da sitzen die Leute, die glauben, Mexikaner würden sich illegal auf amerikanischem Boden befinden.“ Eine Rückkehr in den Norden kommt für Jon aus vielerlei Gründen nicht in Frage: „Ich wohne im Himmel. 360 Sonnen-Tage. Gute Leute.“  Wisconsin dagegen? „Die Menschen sind verkniffen – wie die Deutschen.“

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Jon – und die Kraft der zwei Herzen. Jeden zweiten Tag Yoga und Kraftsport – macht zusammen: 67 Jahre.

Außerdem:

Besuch auf einem mexikanischen Markt. Erstanden: zwei Sonnenbrillen für – 5 Dollar.
Man muss fünfe auch mal gerade sein lassen können.

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Gesehen:

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. . . auf der Damentoilette. Sehr rücksichtsvoll.